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Traceability Produktion: Wie Sie die Rückverfolgbarkeit in der Fertigung verbessern

Qualität, Sicherheit und Compliance entlang der gesamten Lieferkette zu gewährleisten, gehört zu den Herausforderungen eines jeden Industrieunternehmens. Erfahren Sie hier, warum die Rückverfolgbarkeit von so großer Bedeutung ist und wie sich die Traceability innerhalb der Fertigung mithilfe innovativer Softwarelösungen aus dem Bereich der Manufacturing Execution Systems (MES) einfach verbessern lässt.

Ingenieurin im Produktionsbüro in der Automobilindustrie

Definition: Was ist Traceability?

Traceability (dt. Rückverfolgbarkeit) ist die Fähigkeit, den Ursprung, den Verbleib sowie weitere Informationen über ein Produkt, einzelne Komponenten oder Materialien lückenlos nachverfolgen zu können. Dies bezieht sich auf den gesamten Wertschöpfungsprozess vom Lieferanten bis hin zu den Kunden.

Innerhalb der Traceability können die beiden Bereiche Rückverfolgbarkeit (Backward Traceability) und Vorwärtsverfolgbarkeit (Forward Traceability) unterschieden werden: die Rückverfolgbarkeit von Produkten usw. zu ihrem Ursprung sowie die Vorwärtsverfolgbarkeit ihres Verbleibs bis zu den Endkunden.

Darum ist Traceability wichtig für die Produktion

Mit der Sicherstellung der Rückverfolgbarkeit von Produkten, Komponenten oder Materialien ergeben sich für Unternehmen der Fertigungsindustrie drei wesentliche Vorteile:

  • Qualitätssicherung: 
    Die Verbesserung der Traceability hat insbesondere enorme Vorteile für die Qualitätssicherung. Bei der Fehlererkennung und -eingrenzung, welche die Traceability ermöglicht, können etwaige Mängel frühzeitig erkannt und beseitigt sowie defekte Produkte schneller identifiziert und aus dem Verkehr gezogen werden. Insbesondere in Branchen, in denen mangelhafte Waren eine Gefahr für die Nutzern bergen, ist die Rückverfolgbarkeit der betroffenen Chargen innerhalb der Wertschöpfungskette sowie eine schnelle Einleitung des Rückrufprozesses essenziell.
  • Compliance-Anforderungen:
    Außerdem werden mit der Sicherstellung der Traceability auch gesetzliche Vorschriften und branchenspezifische Standards erfüllt. Durch die genaue Dokumentation und die damit einhergehende Rückverfolgbarkeit können produzierende Unternehmen in viele Fällen rechtliche Konsequenzen vermeiden.
  • Effizienzsteigerung und Kostenreduktion:
    Darüber hinaus trägt Traceability auch zur Steigerung der Effizienz und zur Kostenreduktion bei. Durch die schnelle Lokalisierung von Problemen können Rückrufaktionen gezielter durchgeführt, Ausschuss minimiert und Produktionsprozesse optimiert werden.

Methoden zur Implementierung von Traceability in der Produktion

Die Implementierung von Traceability entlang der Lieferkette erfordert den Einsatz geeigneter Methoden und Technologien. Die folgenden Ansätze gewährleisten eine lückenlose Rückverfolgbarkeit:

Bar- und QR-Code-Systeme

Barcodes und QR-Code-Systeme werden eingesetzt, um Produkte, Komponenten und Verpackungen eindeutig zu kennzeichnen. Darüber hinaus lassen sich damit wichtige Informationen zum Produktionsprozess, der Herkunft und zur weiteren Verarbeitung erfassen. Durch das Scannen des Codes können Herstellungsdatum, Chargennummer und vieles mehr dokumentiert und einzelne Prozessschritte miteinander verknüpft werden.

RFID-Technologie

Eine weitere Möglichkeit zur Implementierung von Traceability ist die Verwendung der RFID-Technologie (Radio Frequency Identification). Dabei werden Produkte und Komponenten mit individuellen RFID-Tags versehen. 

Lesegeräte, die entlang der Produktionslinien installiert sind, erfassen anschließend automatisch die Informationen mithilfe elektromagnetischer Signale.

Im Gegensatz zu Barcodes funktioniert diese Methode auch auf kurzer Distanz und fördert die Automatisierung von Prozessen innerhalb der Fertigung. So lassen sich nicht nur das Bestandsmanagement und der Materialfluss optimieren, sondern anhand der erfassten Daten auch Trends erkennen und fundierte Entscheidungen treffen.

Integrierte Softwarelösungen

Innovative Softwarelösungen aus dem MES-Bereich bieten umfassende Funktionen zur Erfassung, Verwaltung und Analyse von Daten entlang der gesamten Produktionskette. Von Betriebsdaten über Arbeitsabläufe bis hin zu Ergebnissen von Qualitätskontrollen lassen sich zahlreiche Datensätze und Prozesse digital abbilden. Auf diese Weise verbessern sie die Traceability um ein Vielfaches. Durch die Integration von Sensoren, der Vernetzung im Internet of Things oder die Einrichtung automatisierter Maschinenkommunikation schaffen Softwarelösungen eine Überwachung in Echtzeit.

Systemisch gesteuerte Prüfungen, Alarmfunktionen und Benachrichtigungen decken Qualitätsprobleme und andere Abweichungen frühzeitig auf. Mit nur wenigen Klicks können Unternehmen betroffene Chargen und Produkte identifizieren, entsprechende Maßnahmen ergreifen und bei Bedarf Rückrufprozesse einleiten. 

Cloudbasierte Softwarelösungen haben zudem den Vorteil, dass sämtliche Informationen für die Traceability zentral gespeichert werden und jederzeit auch ortsunabhängig abrufbar sind. Dies ermöglicht einen schnellen Zugriff auf alle relevanten Daten.

Traceability in der Praxis

Traceability spielt für viele Unternehmen eine wichtige Rolle. Die Anwendungsmöglichkeiten erstrecken sich dabei über verschiedene Branchen. Folgende Beispiele beleuchten die Relevanz der Rückverfolgbarkeit von Produkten und Komponenten im Produktionsalltag:

Lebensmittelproduktion

Rückverfolgbarkeit ist in der Lebensmittelindustrie essenziell – von den Zutaten bis hin zum Endprodukt. Müssen Lebensmittel aus verschiedenen Gründen zurückgerufen werden, können Unternehmen präzise ermitteln, welche Chargen von den Problemen betroffen sind.

Potenziell gesundheitsgefährdende Produkte lassen sich durch Traceability schnell aus dem Umlauf nehmen. Die genaue Kenntnis über die Herkunft und den Verarbeitungsprozess ermöglicht Herstellern, Verbesserungsmaßnahmen abzuleiten und die Qualitätsstandards der Lebensmittelproduktion langfristig zu steigern.

Automobilindustrie

In der Automobilindustrie steht die Sicherheit von Fahrzeugen und deren Insassen im Fokus herstellender Unternehmen – entsprechend hoch sind die Anforderungen hinsichtlich der Traceability. Fehlerhafte Fahrzeugteile und damit verbundene Sicherheitsprobleme müssen rechtzeitig erkannt werden, um Unfälle zu vermeiden.

Zudem sind regelmäßige Qualitätskontrollen von großer Bedeutung, um die Zuverlässigkeit der Fahrzeuge zu gewährleisten und die Kundenzufriedenheit sicherzustellen. Auch die Einhaltung von Normen und Umweltauflagen lässt sich auf diese Weise nachweisen.

Grafische Darstellung einer Lieferkette in der Automobilindustrie

Verschiedene Methoden – darunter umfassende Softwarelösungen, die GFOS bietet – sorgen für volle Traceability entlang der gesamten Lieferkette. © GFOS Group

Pharmaindustrie

Ebenso wichtig ist die Traceability für Unternehmen der Pharmaindustrie. Die Branche unterliegt strengen regulatorischen Vorschriften – Qualitätsstandards müssen zwingend eingehalten werden. Auch hier steht der Sicherheitsaspekt an erster Stelle. Durch die Rückverfolgbarkeit der Arzneimittel können Rückrufe schnell durchgeführt und Patienten informiert werden.

Zudem lassen sich Authentizität und Herkunft von Medikamenten durch die lückenlose Dokumentation nachvollziehen und Fälschungen mithilfe von Track-and-Trace-Systemen vom Markt nehmen. Die genaue Dokumentation ermöglicht dabei einen Abgleich zwischen den erfassten Informationen und erwarteten Daten, sodass Händler, Apotheken und andere Akteure die Echtheit der Medikamente feststellen können.

Herausforderungen bei der Umsetzung von Traceability (Produktion)

Viele Unternehmen stehen bei der Einführung von Traceability verschiedenen Herausforderungen gegenüber. Um diese zu bewältigen, erfordert es eine sorgfältige Planung sowie eine enge Zusammenarbeit der Akteure entlang der Lieferkette. Folgende Aspekte sollten bereits im Vorfeld berücksichtigt werden:

  • Komplexität der Lieferkette:
    Unternehmen der Fertigungsindustrie arbeiten oftmals mit einer Vielzahl an Lieferanten und Partnerunternehmen zusammen. Zudem erstreckt sich die Produktion oft über mehrere Produktionsstandorte. Die Rückverfolgbarkeit entlang solch komplexer Lieferketten wird zunehmend undurchsichtiger, wenn mit unterschiedlichen Produktionssystemen und Datenformaten gearbeitet wird.
  • Manuelle Prozesse:
    In vielen Fertigungsbetrieben werden Teile der Rückverfolgbarkeit noch manuell durchgeführt. Beispielsweise werden Produktionsschritte oder Materialbewegungen händisch dokumentiert, was mit einem hohen Zeitaufwand verbunden ist und fehleranfällig sein kann. Unleserliche Einträge, vergessene Dokumentationen oder uneinheitliche Vorgehensweisen erschweren eine lückenlose Nachverfolgung. Zudem lassen sich manuelle Aufzeichnungen nur begrenzt in digitale Systeme integrieren, was die Aktualität und Verfügbarkeit von Informationen einschränkt. Manuelle Prozesse werden den Anforderungen moderner Traceability-Systeme oft nicht mehr gerecht und sollten digitalisiert bzw. automatisiert werden.
  • Datenschutz:
    Die Schaffung von Traceability erfordert die Erfassung und Analyse einer umfassenden Datenmenge. An dieser Stelle müssen Unternehmen sicherstellen, dass die erhobenen Informationen vor unbefugten Zugriffen geschützt und gemäß geltender Datenschutzbestimmungen verwaltet werden.
  • Technologische Anforderungen:
    Die Verbesserung der Rückverfolgbarkeit setzt den Einsatz geeigneter Technologien voraus. Die Implementierung innovativer Softwarelösungen und moderner Technik stellte insbesondere Unternehmen mit älteren Maschinenparks vor Hausforderungen und bedeutet in einigen Fällen Investitionen in den Ausbau der (IT-)Infrastruktur. Das betrifft unter anderem fehlende Schnittstellen, die hergestellt werden müssen, um die Kommunikation bzw. den Datenaustausch zwischen allen Anlagen und Komponenten sicherzustellen. Für eine erfolgreiche Einführung von Traceability ist die enge Zusammenarbeit mit IT-Anbietern bei der Auswahl geeigneter Lösungen ebenso essenziell wie die Schulung der beteiligten Mitarbeiter.
  • Standardisierung und Interoperabilität:
    Um effektive Prozesse zu ermöglichen, müssen Industrieunternehmen sicherstellen, dass auf Basis standardisierter Daten gearbeitet wird. Zudem ist die Interoperabilität der eingesetzten Systeme mit einer einheitlichen Datenerfassung entscheidend, um die einzelnen Fertigungsschritte nahtlos zurückverfolgen zu können.
  • Kosten und Ressourceneinsatz:
    Sowohl die Anschaffung der nötigen Technologien als auch die Schulung des Personals und die Anpassung bestehender Prozesse sind mit Kosten verbunden. Zudem müssen Fertigungsunternehmen sicherstellen, dass ausreichend Ressourcen für den Betrieb und die Instandhaltung der Traceability-Systeme zur Verfügung stehen.


Die Umsetzung von Traceability in Fertigungsunternehmen erfordert die Integration von Daten aus unterschiedlichen Quellen, sodass Informationen aus Produktion, Lieferkette und Qualitätssicherung zusammengeführt werden. 

Gleichzeitig muss eine Echtzeit-Verfügbarkeit der Daten gewährleistet sein, um schnelle Entscheidungen zu ermöglichen. Zudem sind Skalierbarkeit, Sicherheit und Datenschutz entscheidend, damit das System mit wachsenden Produktionsmengen umgehen kann und sensible Informationen geschützt bleiben.

Technologische Umsetzung von Traceability (Produktion)

Die technologische Umsetzung von Traceability in Produktionsbetrieben erfolgt durch ein Zusammenspiel moderner IT-Systeme und Kennzeichnungstechnologien. MES und ERP-Systeme (Enterprise Resource Planning) bilden das digitale Rückgrat, indem sie Produktionsdaten in Echtzeit erfassen, verarbeiten und mit betriebswirtschaftlichen Informationen verknüpfen. 

Ergänzend werden IoT-Sensoren (Internet of Things) eingesetzt, die Maschinen- und Prozessdaten automatisch sammeln und innerhalb des Netzes weiterleiten. Auf diese Weise ermöglichen sie eine lückenlose Dokumentation.

Zur eindeutigen Identifikation von Produkten und Komponenten werden Barcodes, RFID-Tags (Radio-Frequency Identification) oder QR-Codes genutzt. Diese Kennzeichnungen ermöglichen, Objekte entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu verfolgen und Informationen schnell und zuverlässig abzurufen. Durch die Kombination dieser Technologien entsteht ein transparentes, digitales Abbild der Produktion, das die Grundlage für effektive Rückverfolgbarkeit bildet.

Die Zukunft der Traceability in der Produktion

In Zeiten voranschreitender Digitalisierung, ergeben sich immer wieder neue Möglichkeiten, die Rückverfolgbarkeit zu optimieren. Technologische Innovationen wie Künstliche Intelligenz oder IoT sind dafür ausschlaggebend.

Künstliche Intelligenz bietet die Möglichkeit, große Datenmengen immer schneller automatisiert zu analysieren und auf diese Weise Muster, Abweichungen und andere Qualitätsprobleme zu erkennen.

Ebenso liefern neue Blockchain-Technologien viele Vorteile für die Rückverfolgbarkeit von Produkten. Hier schafft die dezentrale Verwaltung von Informationen Transparenz sowie ein fälschungssicheres Tracking. 

Dazu kommen kryptografische Schlüssel zum Einsatz, die Produkte mit einer eindeutigen und digitalen Signatur versehen. Ein weiteres Merkmal von Blockchains ist die Unveränderlichkeit von Transaktionen: Bestätigte Datensätze können nicht rückgängig gemacht oder gelöscht werden und sorgen so für eine lückenlose Traceability.

Das Internet der Dinge sowie Entwicklungen im Bereich der Sensorik bieten enorme Potenziale für die Traceability. Durch die Integration innovativer Sensoren werden Echtzeitdaten über den Zustand, Temperaturen und andere wichtige Parameter erfasst, sodass sie eine präzise Überwachung entlang der Lieferkette ermöglichen.

Indem er Produktionsprozesse, Produkte und Maschinen virtuell und in Echtzeit abbildet, wird auch der digitale Zwilling künftig eine zentrale Rolle in der Traceability spielen. Er ermöglicht nicht nur die lückenlose Rückverfolgbarkeit, sondern auch vorausschauende Analysen, frühzeitige Fehlererkennung und proaktive Prozessoptimierungen. Mit dieser digitalen Vernetzung können Unternehmen künftig noch transparenter, effizienter und reaktionsfähiger auf Veränderungen in der Produktion und Lieferkette reagieren.

Stellen Sie Traceability in der Produktion mit GFOS.Smart Manufacturing sicher

Mithilfe unserer Material Management Software GFOS.Smart Manufacturing profitieren Unternehmen von zahlreichen praktischen Funktionen, einer optimalen Materialflusssteuerung und zeitoptimierten Prozessen, was die Traceability in der Produktion verbessert.

In der Software lassen sich Lagerbestände sowie Materialeinsatz und -verbrauch im Sinne einer reibungslosen Materialbereitstellung einfach verbuchen – und das, ohne Chargen- und Seriennummern aus dem Blick zu verlieren. Das digitale Materialmanagement bildet so den gesamten Prozess entlang der Wertschöpfungskette ab und sorgt für die nötige Transparenz.

Optimieren Sie die Traceability in Ihrem Unternehmen. Nutzen Sie einfach das Kontaktformular – unsere MES-Experten beraten Sie gerne zu den Einsatzmöglichkeiten unserer ISO 27001-zertifizierten Produktionssoftware.

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