Die Arbeitswelt von morgen ist heute schon präsent – das Konzept New Work ist längst eine feste Größe im Diskurs über eine gute Work-Life-Balance, moderne Mitarbeiterführung und die Sinnhaftigkeit der eigenen Arbeit.
Diese Entwicklung hat in den vergangenen Jahren weiter an Fahrt auf- und an Gestalt angenommen. Wir erläutern, was New Work genau ist, was es für Unternehmen bedeuten kann und wie es sich umsetzen lässt.
New Work als Konzept beschreibt einen grundlegenden Wandel in der Arbeitswelt. Nach der New Work Idee muss die Arbeit der Zukunft stärker mitarbeiterzentriert sein. Im Fokus stehen eine gesunde Work-Life-Balance, sinnstiftende Tätigkeiten statt reiner Pflichtaufgaben und die persönliche Entfaltung am Arbeitsplatz.
Die Kernidee geht auf den Sozialphilosophen Frithjof Bergmann zurück. Dieser prägte das Konzept „New Work“ in den 1970er-Jahren. Wesentliche Treiber waren ursprünglich die Digitalisierung, Globalisierung sowie der demografische Wandel.
Gleichzeitig machte die zunehmende Automatisierung zu dieser Zeit viele traditionelle Arbeitsplätze überflüssig. Bestehende Gesellschaftsentwürfe wie der Sozialismus oder Kapitalismus lieferten nach Einschätzung von Bergmann keine befriedigende Antwort auf die Fragen und Herausforderungen, die sich ergaben.
Bergmann sah in der Idee von New Work daher einen wichtigen Gegenentwurf zur damaligen Arbeitsrealität – der Mensch sollte nicht mehr nur Mittel zum Zweck sein, um eine Arbeit zu verrichten. Im Gegenteil: Die Arbeit sollte dem Menschen dienen, um sich selbst kreativ zu entfalten und persönlich zu verwirklichen (Quelle: s. New Work Hacks, Nils Schnell, Anna Schnell, 2019).
Mit Bergmanns Worten: „New Work ist die Arbeit, die ein Mensch wirklich wirklich will!“
New Work ist für sich genommen kein starres Modell, sondern ein Entwurf für eine moderne Arbeitswelt, in der die Mitarbeiter und ihre Bedürfnisse eine bedeutende Rolle im Unternehmen spielen. Zentrale Säulen dieses Modells sind folgende Punkte.
Selbstbestimmung
Mitarbeiter sollen die Möglichkeit haben, selbstbestimmter zu arbeiten. Die Autonomie der Mitarbeiter wird gefördert, sie dürfen eigenständige Entscheidungen treffen und insgesamt mehr Verantwortung übernehmen. Ihre Aufgaben erledigen sie wahlweise allein oder gemeinschaftlich im Team.
Flexibilität
Das Büro hat als fixes Zentrum der Erwerbstätigkeit ausgedient – nach New Work findet Arbeit zukünftig flexibel so statt, wie es für Mitarbeiter optimal ist. Diese entscheiden dabei weitgehend selbst über den Arbeitsort und ihre Arbeitszeit. Wichtig ist ein gutes Ergebnis und nicht, wo dieses Ergebnis erzielt wird.
Sinnhaftigkeit
Gute Arbeit ist mehr als die Summe ihrer Teile. Im Fokus stehen Tätigkeiten, die als bedeutungsvoll und erfüllend empfunden werden. Unternehmen sollten dazu einen übergeordneten „Purpose“ definieren, ein gemeinsames Ziel, auf das Arbeitnehmer und Arbeitgeber hinarbeiten. Eine solche Vision und Mission (z.B. Nachhaltigkeit oder soziale Verantwortung) bietet Mitarbeitern nach New Work Orientierung und Motivation.
Seit den Ursprüngen dieser Idee wurde New Work in den vergangenen Jahrzehnten stetig weiterentwickelt und auch modifiziert. Moderne New Work Konzepte benennen auch Aspekte wie Vertrauenskultur, Team-Work, Mitbestimmung, offene Kommunikation und kontinuierliche Entwicklung als wesentliche Bestandteile der Grundidee.
Zu beachten ist, dass New Work als Konzept ebenso wie Industrie 4.0 oder Future of Work keine Blaupausen für einzelne Unternehmen darstellen. Wirtschaftliche Akteure müssen selbst entscheiden, welche Aspekte sich mit welchem Aufwand sinnvoll auf die eigene Unternehmensstruktur übertragen lassen – und in welchem Maße dies gewünscht ist.
Vor dem Hintergrund einer Arbeitswelt, die immer digitaler und globaler wird, des sich stetig verschärfenden demografischen Wandels und den sich gerade frisch entwickelnden Möglichkeiten Künstlicher Intelligenz ist es zwingend erforderlich, heute darüber zu reden, wie wir morgen arbeiten wollen.
Die Arbeitswelt wandelt sich immer schneller und traditionelle Arbeitsstrukturen müssen diesem Wandel Rechnung tragen. Dieser Trend wurde in den vergangenen Jahren immer mehr befeuert – besonders durch die erheblichen Einflüsse der Corona-Pandemie auf die Arbeitswelt. Auch in Branchen, wo bisher Modelle wie Homeoffice oder mobiles Arbeiten undenkbar schienen, wurden über Nacht etablierte Muster auf den Kopf gestellt. Remote Work und hybrides Arbeiten etablierten sich – und werden nicht mehr verschwinden.
So führt etwa die Gartner Forschungsgruppe Umbrüche wie die Vier-Tage-Woche oder die Adaption von KI im Arbeitsalltag in ihrer jährlichen „9 Future of Work Trends“-Liste für 2024 auf. Eine weitere Studie mit dem Titel „9 Trends That Will Shape Work in 2024 and Beyond“ kommt unter anderem zu dem Ergebnis, dass ehemalige Selbstverständlichkeiten wie die Arbeit vor Ort im Büro heute von Arbeitnehmern mehrheitlich (60%) als Anstrengung ohne echten Mehrwert erachtet werden. Gleichzeitig formen sich neue Anforderungen an Manager und Verantwortliche, als feste Ansprechpartner zu fungieren und am Arbeitsplatz auch auf zwischenmenschlicher Ebene etwa Konflikte professionell lösen zu können.
Indem Verantwortliche diese Veränderungen, die sie heute bereits betreffen, aktiv aufgreifen und in ein unternehmenseigenes New Work Konzept überführen, haben sie gute Chancen, sich für die Zukunft als moderner und attraktiver Arbeitgeber zu positionieren. Ein Kurswechsel in Richtung agiler Strukturen, flexibler Arbeitsmodelle, wertschätzender Führungsstile und kreativer Entfaltungsmöglichkeiten schafft an dieser Stelle neue Potenziale für das eigene Unternehmen. Die „Future of Work“ findet heute bereits statt.
Da New Work besonders die Mitarbeiter in den Vordergrund rückt, ergeben sich für diese mit dem Wandel im Unternehmen eine Reihe von Vorteilen:
Gesteigerte Motivation
Wenn Mitarbeiter das Gefühl haben, dass ihre Arbeit einen klaren Sinn hat und einen echten Unterschied macht (Stichwort: Purpose), wirkt sich dies positiv auf deren Zufriedenheit und das Engagement für das Unternehmen aus.
Flexible Arbeitsgestaltung
Dank Homeoffice, Gleitzeit und weiteren (Arbeitszeit-)Flexibilisierungen können Mitarbeiter sowohl räumlich als auch zeitlich freier darüber entscheiden, wie und wann sie von wo arbeiten. Dies hilft bei der Work-Life-Balance und schafft Zeitfenster für Freizeit, Familie und Hobbys.
Kreative Freiräume
New Work Ansätze können gerade in der Kreativ-Branche dazu beitragen, dass offene, interdisziplinäre Teams (Mixed Teams) im Austausch miteinander wertvolle und innovative Ideen entwickeln. Neue Einfälle bleiben so nicht in alten Strukturen eingepfercht.
Gesundes Arbeiten
Durch den Fokus auf eine gute Arbeitsumgebung und -kultur sind Mitarbeiter seltener unter Stress, was sich positiv auf deren Gesundheit und Wohlbefinden auswirkt. Gleichzeitig haben Mitarbeiter häufig die Möglichkeit, an ergonomischen Arbeitsplätzen zu arbeiten.
Unternehmen, die sich auf die Veränderungen gängiger New Work Konzepte einlassen, können im Prozess ebenfalls von zahlreichen Vorteilen profitieren:
Steigerung der Attraktivität
Wird New Work im Unternehmen gelebt, genießen Mitarbeiter dadurch mehr Freiheiten und Freiräume als Mitarbeiter in vergleichbaren Unternehmen. Dadurch steigt die Attraktivität des Arbeitgebers, besonders für aufgeschlossene, kreative und junge Arbeitnehmer.
Positive Unternehmenskultur
Flache Hierarchien und eine offene Kommunikation auf Augenhöhe fördern ein positives Arbeitsklima. Mitarbeiter fühlen sich gehört und im Idealfall auch wertgeschätzt. Das stärkt die Verbundenheit zum Unternehmen und steigert den persönlichen Arbeitseinsatz.
Bessere Mitarbeiterbindung
Ein gutes Arbeitsumfeld und eine vitale Unternehmenskultur steigern die Zufriedenheit der Arbeitnehmer. Dadurch sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass diese den Arbeitsplatz wechseln. So werden Talente gehalten und ressourcenintensive Bewerbungsprozesse eingespart.
Vorsprung durch Innovation
Die Integration von New Work versetzt Unternehmen in eine günstige Ausgangslage, um dank flexibler Strukturen, neuer Arbeitsmodelle und innovativer Prozesse Änderungen am Markt aufzugreifen oder schnell zu begegnen. Das steigert deren Wettbewerbsfähigkeit.
New Work als Konzept in Unternehmen einzuführen, ist allerdings kein Selbstläufer - ganz im Gegenteil. In vielen Bereichen und Branchen gilt es, im Vorfeld eine Reihe von Widerständen zu überwinden und eventuelle Risiken im Blick zu behalten.
Wille zur Veränderung
Für viele Unternehmen bedeutet die Umsetzung von New Work ein faktisches Aufbrechen alter und etablierter Strukturen – ein Prozess, der häufig von Skepsis und Widerständen begleitet ist. Im schlechtesten Fall macht dies auch ein Misstrauen gegenüber den eigenen Mitarbeitern deutlich, ob diese wohl das in sie gesetzte Vertrauen ausnutzen könnten.
Technische Hürden
Um die Flexibilität von New Work effektiv nutzen zu können, müssen Mitarbeiter bereit und fähig sein, digitale Tools und Technologien korrekt und effizient einzusetzen. Hierzu zählt auch eine exakte Erfassung der Arbeitszeit – perspektivisch in elektronischer Form. Dies kann gerade für ältere und weniger technikaffine Mitarbeiter ein Problem darstellen.
Flexibilität vs. Struktur
Es ist für Unternehmen und Mitarbeiter gleichermaßen wichtig, dass die Flexibilität im Arbeitsalltag immer noch einer festen Struktur und klaren Leitlinien folgt. So lässt sich eine gute Balance aus kreativen Freiräumen und wirtschaftlicher Effizienz schaffen. Auch muss darauf geachtet werden, dass es nicht zu einer zu starken „Entgrenzung“ der Arbeit kommt.
Datenschutz
Je mehr Mitarbeiter remote und flexibel von überall arbeiten, desto wichtiger ist es für Unternehmen, sich mit den Themen Datenschutz und Informationssicherheit auseinanderzusetzen. Mit passenden Sicherheitsmaßnahmen und einer guten Sensibilisierung der Mitarbeiter lassen sich die Risiken für Firmen- und Kundendaten jedoch auf ein Minimum reduzieren.
Die potenziellen Vorteile des Megatrends New Work sind enorm. Gleichzeitig gibt es eine Reihe von Herausforderungen, die Unternehmen nicht ignorieren dürfen. Viele dieser Hürden lassen sich mit passenden Weiterbildungsangeboten und intuitiven technischen Lösungen jedoch wirkungsvoll adressieren.
An erster Stelle benötigt es für New Work das passende „Mindset“ und den Willen zur Veränderung. Ist die grundsätzliche Einführung klar gewünscht, lässt sich die praktische Verankerung des Konzepts im Unternehmensalltag mit folgenden Mitteln unterstützen:
Schulungen / Kommunikation
Tools / Technologien
Die konsequente Nutzung solcher Tools bietet Möglichkeiten zum schnellen Austausch, hilft bei der Schaffung transparenter Prozesse und bietet sowohl Teams als auch Verantwortlichen zusätzliche Flexibilität. Von rechtlichen Vorgaben wie der elektronischen Arbeitszeiterfassung bis zur Automatisierung von HR-Prozessen lässt sich so mit geeigneten Tools all das umsetzen, was es für den Arbeitsplatz der Zukunft braucht.
New Work – was ist das? Die Frage galt gestern: Das Konzept ist schon längst nicht mehr nur von theoretischer Relevanz. Verschiedene Unternehmen haben bereits praktische Erfahrungen gemacht und unter Beweis gestellt, dass eine offene, flexible Unternehmenskultur heute schon reale Mehrwerte bieten kann.
Unilever – Vier-Tage-Woche
Im Jahr 2022 weitete das Unternehmen Unilever Australia & New Zealand (ANZ) ein 18-monatiges Pilotprojekt zur Vier-Tage-Woche aufgrund guter Ergebnisse auf seine Niederlassung in Australien aus. Hierbei sollten Mitarbeiter 100% ihrer Arbeit in 80% der Zeit bewältigen, wobei sie weiterhin 100% Gehalt erhielten (100:80:100).
Die Ergebnisse in Neuseeland zeigten dabei ein starkes Wachstum der Einnahmen, eine 34-prozentige Reduzierung der Abwesenheiten, 33% weniger Stress unter den Mitarbeitern und einen 15-prozentigen Anstieg des Wohlbefindens.
Spotify – Work from Anywhere
Im Zuge der Corona-Pandemie führte Spotify ein „Work from Anywhere“-Programm ein. Dieses ermöglichte Mitarbeitern, wahlweise im Homeoffice, vor Ort oder hybrid zu arbeiten – praktisch von überall. Dadurch konnten nach eigener Angabe nicht nur viele Mitarbeiter gehalten, sondern auch neue Talente abseits der Hauptstandorte rekrutiert werden.
Gleichzeitig hält das Unternehmen auch fest, dass es für eine gute Zusammenarbeit klare Regeln braucht. Diese Regeln wurden etwa im Rahmen von Workshops klar kommuniziert. Außerdem sollen Teams sich spätestens alle sechs Monate auch mal persönlich treffen, da dies unter anderem die Teambindung positiv beeinflussen soll.
Die neue Arbeitswelt im New Work-Stil liefert mehrere Gegenentwürfe zum tradierten 9-5-Job, die nahtlos an bereits bewährte Modelle der Arbeitszeitflexibilisierung anknüpfen. Besonders geläufig sind dabei die folgenden Arbeitsformen:
All diese und weitere „neue“ Arbeitsformen zielen darauf ab, die Arbeitswelt flexibler, autonomer und bestenfalls auch sinnstiftender zu gestalten. Welche davon von Unternehmen adaptiert werden, ist jedoch stark abhängig von den aktuellen Strukturen und der Bereitschaft der Führung, sich auf das Gesamtkonzept einzulassen.
Leadership im Wandel – Neue Führungsstile
Neben den Arbeitsformen unterliegen auch die Führungsstile mit New Work einem klaren Wandel. Der Trend geht dabei in Richtung Gemeinschaftlichkeit, Inspiration und positiver Bestärkung der Mitarbeiter in ihren Rollen.
Gute Beispiele dafür sind folgende Führungsstile:
Eine ausführliche Liste verschiedener New Work-Führungsstile haben wir bereits in einem separaten Blogbeitrag zusammengetragen.
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