Vertrauensarbeitszeit

Das Modell der Vertrauensarbeitszeit gehört zu den flexiblen Arbeitszeiten. Die Gestaltung der Arbeitszeit liegt dabei in der Hand der Mitarbeitenden.

Kurz und knapp:

  • Die Vertrauensarbeitszeit ist ein flexibles Arbeitszeitmodell. 
  • Mitarbeitende gestalten ihre Arbeitszeit weitestgehend autonom und selbstverantwortlich. 
  • Anstatt fester Arbeitszeiten orientieren sich Mitarbeitende an Zielvereinbarungen. 
  • Es erfolgt keine Kontrolle der Arbeitszeiten durch die Arbeitgebenden.

Begriffsdefinition: Was versteht man unter Vertrauensarbeitszeit?

Bei der Vertrauensarbeitszeit können sich Arbeitnehmende ihre Arbeitszeit grundsätzlich selbstverantwortlich frei einteilen. Dabei wird lediglich die Anzahl der zu leistenden Wochenstunden oder weit gefasste tägliche Zeitkorridore festgelegt. Auf eine Kontrolle der Arbeitszeiten durch den Arbeitgebenden wird bei diesem Zeitmodell aufgrund der zugrundeliegenden Vertrauensbasis verzichtet.

Für wen ist Vertrauensarbeitszeit geeignet?

Die Vertrauensarbeitszeit ist häufig in Branchen mit flexiblen Jobs zu finden. Insbesondere in der Softwareentwicklung sowie in kreativen Bereichen und solchen mit redaktionellen Tätigkeiten kommt das Zeitmodell zum Einsatz, da hier primär das Arbeitsergebnis und nicht die Anwesenheit des Personals entscheidend ist. Ungeeignet ist die Vertrauensarbeitszeit jedoch für Bereiche, in denen die Präsenz der Mitarbeitenden zu bestimmten Geschäfts- oder Öffnungszeiten erforderlich ist.

Vorteile von Vertrauensarbeitszeit

Das Arbeitszeitmodell der Vertrauensarbeitszeit bietet für beide Seiten einige Vorteile. Die flexible Gestaltung der Arbeitszeiten ermöglicht eine schnelle Reaktion auf schwankende Kapazitätsauslastungen ebenso wie eine Anpassung auf die individuellen Bedürfnisse der Mitarbeitenden.

Vorteile aus Sicht der Arbeitnehmenden

  • Selbstbestimmte Gestaltung der eigenen Arbeitszeiten
  • Hohes Maß an Flexibilität durch freie Zeiteinteilung
  • Hohe Motivation durch Eigenverantwortung
  • Verbesserung der Work-Life-Balance
  • Keine Kontrollen

Vorteile aus Sicht der Arbeitgebenden

  • Hohe Motivation und Produktivität der Mitarbeitenden durch Selbstbestimmtheit
  • Weniger Fehlzeiten
  • Attraktivitätssteigerung im Rahmen des Employer Branding
  • Verbessertes Betriebsklima durch Vertrauenskultur
  • Flexibilität

Nachteile von Vertrauensarbeitszeit

In einigen Fällen kann sich das Modell der Vertrauensarbeitszeit auch nachteilig auf Arbeitnehmende und Unternehmen auswirken. Fehlende Übersicht oder häufige Überstunden können schnell zum Ergebnis fehlender Kontrolle werden.

Nachteile aus Sicht der Arbeitnehmenden

  • Schwierige Kontrolle der eigenen Arbeitszeiten
  • Gefahr häufiger Überstunden und Überlastung
  • Hoher Koordinationsaufwand
  • Ständige Erreichbarkeit

Nachteile aus Sicht der Arbeitgebenden

  • Fehlende Planbarkeit
  • Geringe bis keine Kontrollmöglichkeiten
  • Hoher Koordinations- und Organisationsaufwand
  • Möglichkeit des Vertrauensmissbrauchs durch Mitarbeitende

Vertrauensarbeitszeit und die Folgen des EuGH-Urteils

Dem EuGH-Urteil (Mai 2019) nach sind Unternehmen dazu verpflichtet, die Arbeitszeiten ihrer Mitarbeitenden zu erfassen. Das gilt nicht bloß für eventuell geleistet Überstunden, sondern grundsätzlich für die gesamte Zeit, in der Mitarbeitende für den Betrieb tätig sind. Was bedeutet das für die Vertrauensarbeitszeit? Auch bei diesem Zeitmodell müssen die Arbeitszeiten der betroffenen Mitarbeitenden systematisch erfasst und bei Bedarf der Aufsichtsbehörde vorgelegt werden. Die Zeiterfassung dient in diesem Fall jedoch weniger den Arbeitgebenden als Kontrollmechanismus, sondern vielmehr Einhaltung vertraglicher sowie arbeitszeitgesetzlicher Regelungen. Egal ob die Zeiten per Software, App oder Stechuhr erfasst werden – liegt die Zeiterfassung in der Hand der Mitarbeitenden sind im Arbeitsgesetz stichprobenartige Kontrollen vorgesehen. So kommen Arbeitgebende einerseits ihrer Fürsorgepflicht nach und können andererseits einer Überlastung der Angestellten vorbeugen.

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